Nein, keine Sorge, ganz so schlimm ist es noch nicht 🙂 ich bin immer noch ich!
Vielmehr möchte ich heute über eine Veranstaltung der Wiener Zeitung schreiben, mit dem klingenden Titel „Ein Troll fegt durch die Welt. ChatGPT – Mythos trifft Wahrheit trifft Chancen“ vom 5.6.2023 (im Rahmen der Reihe Digitaler Humanismus – Transformation gestalten).
Oldschool trifft ChatGPT – und es passt!
Es gibt ja eine ganze Reihe von Videos, die sich mit dem neuen Phänomen ChatGPT auseinandersetzen. Warum gerade dieses? Nun, einerseits, weil es sich (meinem Alter entsprechend) ganz oldschool um eine gemütliche Präsenz-Diskussionsrunde im Wiener Rathaus gehandelt hat (die aber auch als Livestream ins Netz gestrahlt wurde) – die Teilnehmer waren keine jungen hippen Tech-Nerds, sondern Wissenschaftler. Andererseits, weil es die Wiener Zeitung in der aktuellen Form leider nicht mehr lange geben wird., was ich persönlich sehr bedaure.
(Zur Info: Ich mag Tech-Nerds! Vor allem, wenn sie Star Trek – Fans sind ;-))
Die Veranstaltung selbst kann auf YouTube nachgesehen werden:
Ort: Wienbibliothek im Rathaus Wien
Einführung: Anita Eichinger, Direktorin der Wienbibliothek
Begrüssung: Wolfgang Renner, Wiener Zeitung
Podium:
Olga Grjasnowa, Institut f Sprachkunst, Univ f angewandte Kunst Wien
Clemens Heitzinger, Co-Director des Center for AI and Machine Learning TU Wien
Georg Psota, Chefarzt der psychosozialen Dienste Wien
Moderation: Eva Stanzl, Wiener Zeitung
Ich fand die Runde, die ich via Livestream verfolgt habe, sehr interessant, auch wenn viele Fragen offen geblieben sind. Dennoch halte ich sie für einen guten, unaufgeregten Einstieg in die Materie. Auch biete ich keine detaillierte Mitschrift an, aber ein paar Notizen zu den sich ergebenden Fragen habe ich mir gemacht, vielleicht sind diese ja für den einen oder anderen interessant und regen an, sich selbst Gedanken zu machen. Auf jeden Fall lohnt es sich imho, sich die Veranstaltung nochmals anzusehen.
Viele Fragen….
Was bedeutet ChatGPT eigentlich?
Das steht zwar an vielen Stellen im Netz, und sicher auch gut erklärt, ich fand die gesprochene Darstellung von Herrn Heitzinger aber recht plastisch:
G=generative, also erzeugend
P=Pretrained, vortrainiert: der Chatbot wurde mit einer Unmenge an Text gefüttert, daraus entsteht sozusagen der „Hausverstand der KI“
T=Transformer, d.h. die gelesenen/gelernten Inhalte werden in eine Antwort umgewandelt, sprich transformiert.
Chat=kommunikativ – er redt mit dem User.
Mit welcher Art von Texten wurde ChatGPT „gefüttert“?
Lt Diskussionsrunde hauptsächlich mit Gebrauchstexten wie Wikipedia, Nachrichten, Zeitschriften etc, weniger mit sogenannter Weltliteratur. In der Diskussion wurde die Frage angerissen, was passiert, wenn nach der Gebrauchsliteratur nun die Weltliteratur drankommt – kann ChatGPT dann Bücher schreiben, die nicht mehr von denen echter Menschen zu unterscheiden sind? Hmmm….
Welche Auswirkungen auf die menschliche Psyche könnte die Benutzung von ChatGPT haben?
Noch nicht im Detail erforscht, aber lt Dr Psota vergessen wir mehr, wenn wir die Synapsen unseres Gehirnes nicht nützen. Könnte KI diese Entwicklung verstärken?
Könnte der Anreiz, etwas aktiv zu lernen, sinken? – wozu anstrengen, wenn eine KI es besser/leichter macht?
Welche Hingabe liefern wir für die Weiterentwicklung unseres Gehirnes?
Wie steht es um die menschliche Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Fake und Realität?
Gibt es Suchtpotential hins. KI, wenn wir Informationen, Bilder etc abfragen? Evtl vergleichbar mit Social Media? Dopaminkick?
Welche Auswirkungen wird KI auf das Bildungssystem haben?
Generierung von Hausübungen etc durch KI?
Interessant fand ich auch die Fragen aus dem Publikum:
Wie viel Energie wird durch ChatGPT verbraucht?
Welche Datenmengen werden bewegt?
Wo stehen diese Server – Stichwort technologische Abhängigkeit?
Wieviel CO2 produziert ChatGPT?
Was macht die Handbewegung des „Wegwischens“ bei Apps wie Tinder mit uns?
Die Entwicklung von KI kostet sehr viel Geld – was bringt es Konzernen, Text für zb einen Studenten zu generieren?
Wie sieht es mit dem Urheberrecht aus?
…und ein Fazit:
Wie schon gesagt -ich fand es sehr interessant. Mir hat auch imponiert, dass die Besucher – soweit ich es aus dem Livestream sehen konnte – durchaus eher älter waren – ich finde es sehr schön, wenn sich nicht nur „Youngsters“ für aktuelle Technik interessieren. Dem Vernehmen nach ist die Veranstaltung dann bei einem guten Glas Wein zu Ende gegangen :-).
Persönlich nehme ich mit, dass man weniger vor der KI selbst Angst haben muss (das „Terminator/Skynet-Szenario“oder auch „Shodan“ aus dem PC-Spiel System Shock, das übrigens gerade eine Neuauflage erfährt), sondern eher vor dem, was Menschen zu Lasten anderer Menschen damit anstellen könnten. Es liegt an uns, das Thema KI in die richtigen Bahnen zu lenken und zur Verbesserung der Welt einzusetzen.